Johann Wolfgang von Goethe An den Mond (1777)

  Füllest wieder 's liebe Tal
  Still mit Nebelglanz
  Lösest endlich auch einmal
  Meine Seele ganz

5 Breitest über mein Gefild
  Lindernd deinen Blick
  Wie der Liebsten Auge, mild
  Über mein Geschick

  Das du so beweglich kennst
10 Dieses Herz im Brand
  Haltet ihr wie ein Gespenst
  An den Fluß gebannt

  Wenn in öder Winternacht
  Er von Tode schwillt
15 Und bei Frühlingslebens Pracht
  An den Knospen quillt.

  Selig wer sich vor der Welt
  Ohne Haß verschließt
  Einen Mann am Busen hält
20 Und mit dem genießt,

  Was den Menschen unbewußt
  Oder wohl veracht
  Durch das Labyrinth der Brust
  Wandelt in der Nacht.

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