Johann Wolfgang von Goethe Der Goldschmiedsgesell (1802)
Es ist doch meine Nachbarin
Ein allerliebstes Mädchen!
Wie früh ich in der Werkstatt bin,
Blick ich nach ihrem Lädchen.
5 Zu Ring und Kette poch ich dann
Die feinen goldnen Drähtchen.
Ach, denk ich, wann, und wieder, wann
Ist solch ein Ring für Käthchen?
Und tut sie erst die Schaltern auf,
10 Da kommt das ganze Städtchen
Und feilscht und wirbt im hellen Hauf
Ums Allerlei im Lädchen.
Ich feile; wohl zerfeil ich dann
Auch manches goldne Drähtchen.
15 Der Meister brümmt, der harte Mann!
Er merkt, es war das Lädchen.
Und flugs, wie nur der Handel still,
Gleich greift sie nach dem Rädchen.
Ich weiß wohl, was sie spinnen will:
20 Es hofft das liebe Mädchen.
Das kleine Füßchen tritt und tritt;
Da denk' ich mir das Wädchen,
Das Strumpfband denk ich auch wohl mit,
Ich schenkt's dem lieben Mädchen.
25 Und nach den Lippen führt der Schatz
Das allerfeinste Fädchen.
O wär ich doch an seinem Platz,
Wie küßt ich mir das Mädchen!

Bibliographische Daten
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Der Goldschmiedsgesell
Es ist doch meine Nachbarin …
1802
Klassik
- Nähe des Geliebten
- Der Abschied
- Mignon III ("So laßt mich scheinen, bis ich werde ...")
- Mignon II ("Nur, wer die Sehnsucht kennt …")
- Mignon I ("Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen …")
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