Johann Wolfgang von Goethe Der Winter und Timur (1801)

  So umgab sie nun der Winter
  Mit gewaltgem Grimme. Streuend
  Seinen Eishauch zwischen alle,
  Hetzt' er die verschiednen Winde
5 Widerwärtig auf sie ein.
  über sie gab er Gewaltkraft
  Seinen frostgespitzten Stürmen,
  Stieg in Timurs Rat hernieder,
  Schrie ihn drohend an und sprach so:
10 Leise, langsam, Unglücksel'ger!
  Wandle, du Tyrann des Unrechts!
  Sollen länger noch die Herzen
  Sengen, brennen deinen Flammen?
  Bist du der verdammten Geister
15 Einer: wohl! ich bin der andre.
  Du bist Greis; ich auch! Erstarren
  Machen wir so Land als Menschen.
  Mars, du bist's! Ich bin Saturnus;
  übeltätige Gestirne,
20 Im Verein die schrecklichsten.
  Tötest du die Seele, kältest
  Du den Luftkreis: meine Lüfte
  Sind noch kälter, als du sein kannst.
  Quälen deine wilden Heere
25 Gläubige mit tausend Martern:
  Wohl! in meinen Tagen soll sich,
  Geb es Gott! was Schlimmres finden,
  Und, bei Gott! dir schenk ich nichts.
  Hör es Gott, was ich dir biete!
30 Ja, bei Gott! von Todeskälte
  Nicht, o Greis, verteidigen soll dich
  Breite Kohlenglut vom Herde,
  Keine Flamme des Dezembers!"

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