Johann Wolfgang von Goethe Rettung (1805)
Mein Mädchen ward mir ungetreu,
Das machte mich zum Freudenhasser;
Da lief ich an ein fließend Wasser,
Das Wasser lief vor mir vorbei.
5 Da stand ich nun, verzweiflend, stumm;
Im Kopfe war mirs wie betrunken,
Fast war ich in den Strom gesunken,
Es ging die Welt mit mir herum.
Auf einmal hört ich was, das rief -
10 Ich wandte just dahin den Rücken -
Es war ein Stimmchen zum Entzücken:
Nimm dich in acht! Der Fluß ist tief.
Da lief mir was durchs ganze Blut,
Ich seh, so ist's ein liebes Mädchen;
15 Ich frage sie: Wie heißt du? "Käthchen!"
O schönes Käthchen! Du bist gut.
Du hältst vom Tode mich zurück,
Auf immer dank ich dir mein Leben;
Allein das heißt mir wenig geben,
20 Nun sei auch meines Lebens Glück!
Und dann klagt ich ihr meine Not,
Sie schlug die Augen lieblich nieder;
Ich küßte sie und sie mich wieder,
Und - vor der Hand nichts mehr von Tod.

Bibliographische Daten
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Rettung
Mein Mädchen ward mir ungetreu, …
1805
Klassik
- Nähe des Geliebten
- Der Abschied
- Mignon III ("So laßt mich scheinen, bis ich werde ...")
- Mignon II ("Nur, wer die Sehnsucht kennt …")
- Mignon I ("Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen …")
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