Johann Wolfgang von Goethe Sie haben wegen der Trunkenheit (1801)

  Sie haben wegen der Trunkenheit
  vielfältig uns verklagt
  Und haben von unsrer Trunkenheit
  lange nicht genug gesagt.
5 Gewöhnlich der Betrunkenheit
  erliegt man, bis es tagt;
  Doch hat mich meine Betrunkenheit
  in der Nacht umhergejagt.
  Es ist die Liebestrunkenheit,
10 die mich erbärmlich plagt,
  Von Tag zu Nacht, von Nacht zu Tag
  in meinem Herzen zagt,
  Dem Herzen, das in Trunkenheit
  der Lieder schwillt und ragt,
15 Daß keine nüchterne Trunkenheit
  sich gleich zu heben wagt.
  Lieb'-, Lied- und Weines- Trunkenheit,
  obs nachtet oder tagt,
  Die göttlichste Betrunkenheit,
20 die mich entzückt und plagt.

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