Johanna Kinkel, née Mockel Vorüberfahrt

  Ihr Liebe flüsternden Linden!
  Am Wege rechter Hand,
  Ihr streckt herüber die Zweige
  Und grüßt mich so wohl bekannt.

5 Ihr zeigt mir rosig beleuchtet
  Die Türme der freien Stadt,
  Die meine glühendste Liebe
  Und Qual geboren hat.

  Es zieht zum gotischen Tore
10 Mich wie mit Gewalt herein,
  Vielleicht begegn' ich dem Liebsten,
  Doch ach! Das darf ja nicht sein.

  Ich möchte weilen so gerne
  An dem geliebten Ort;
15 Doch alles hat sich verschworen
  Und reißt mich grausam fort.

  Ihr unerbittlichen Räder,
  So steht denn euer sinn
  Zu rollen, immer zu rollen
20 Ins ferne Blaue dahin.

  Die flücht'gen Rosse verstehen
  Mein inn'res Sehnen nicht,
  Sie jagen brausende vorüber,
  Ob auch das Herz mir bricht.

Neuen Kommentar hinzufügen

Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.