Karl August Graf von Platen Hallermund Das Grab im Busento – Fassung 2 (1820)

  Am Busento bei Cosenza
  Lispeln nächtlich dumpfe Lieder,
  Antwort schallt dann aus den Wassern,
  Und in Wirbeln klingt es wider.

5 Und flußaufwärts und flußabwärts
  Ziehn die Schatten tapfrer Goten,
  Die um Alarich noch weinen,
  Weinen um den großen Toten.

  Ihm erblich das Jugendantlitz
10 Ferne von der Väter Saale,
  Zu Consenza schwang der König
  Seine Wehr zum letztenmale.

  An Busentos Ufern reihten
  Sich die Goten um die Wette,
15 Und, den Strom hinwegzuleiten,
  Gruben sie ein frisches Bette.

  In der wogenleeren Höhlung
  Wühlten sie empor die Erde,
  Senkten tief hinein den Leichnam
20 Mit der Rüstung auf dem Pferde.

  An die linke Hüfte hingen
  Sie sein Schwert ihm noch, das kühne,
  An den wilden Mannesbusen
  Legten sie das Kreuz der Sühne.

25 Deckten dann mit Erde wieder
  Ihn und seine stolze Habe,
  Daß die hohen Stromgewächse
  Wüchsen aus dem Heldengrabe.

  Abgelenkt zum zweitenmale
30 Ward der Fluß herbeigezogen:
  Stolzer in ihr altes Bette,
  Schäumten die Busentowogen.

  Aber fromme Priester sangen:
  Schlaf in deinen Heldenehren!
35 Keines Römers schnöde Habsucht
  Soll dein Grab dir je versehren!

  Sangen's, und die Rundgesänge
  Tönten fort im Gotenheere:
  Trag des Königs Ruhm, Busento,
40 Durch den ganzen Ring der Meere.

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