Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff Liebeserscheinung

  Denk, Liebchen! Denk! Auch fern von dir
  kann ich mit dir noch seyn;
  denn du erscheinest täglich mir,
  du laß'st mich nie allein;
5 mit mir besichest di den Wald,
  du irrst mit mir im Thal,
  und deine liebliche Gestalt
  verfolgt mich überall.

  Kömmt nur ein Lüftchen von dir her,
10 so wird mirs wohl und warm,
  stoß ich an was von ohngefer,
  gleich dünkt mich, 's wär dein Arm.
  Die ganze Gegend spricht von dir;
  So weit mein Aug mich trägt,
15 seh ich auf jedem Gräschen schier
  dein süßes Bild geprägt.

  So, Liebe, bleib ich dir getreu,
  treu der geschwornen Pflicht;
  auch nicht ein Stündchen geht vorbey,
20 wo ich dein dächte nicht:
  Am vollen Tisch im bunten Kreis
  Schwebst du mir in dem Sinn,
  und alles drängt sich zum Beweis,
  daß ich ganz dein noch bin.

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