Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff Liebeserscheinung
Denk, Liebchen! Denk! Auch fern von dir
kann ich mit dir noch seyn;
denn du erscheinest täglich mir,
du laß'st mich nie allein;
5 mit mir besichest di den Wald,
du irrst mit mir im Thal,
und deine liebliche Gestalt
verfolgt mich überall.
Kömmt nur ein Lüftchen von dir her,
10 so wird mirs wohl und warm,
stoß ich an was von ohngefer,
gleich dünkt mich, 's wär dein Arm.
Die ganze Gegend spricht von dir;
So weit mein Aug mich trägt,
15 seh ich auf jedem Gräschen schier
dein süßes Bild geprägt.
So, Liebe, bleib ich dir getreu,
treu der geschwornen Pflicht;
auch nicht ein Stündchen geht vorbey,
20 wo ich dein dächte nicht:
Am vollen Tisch im bunten Kreis
Schwebst du mir in dem Sinn,
und alles drängt sich zum Beweis,
daß ich ganz dein noch bin.

Bibliographische Daten
Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff (1744-1785)
Liebeserscheinung
Denk, Liebchen! Denk! Auch fern von dir …
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