Klaus Groth Regenlied (1893)
Walle, Regen, walle nieder,
Wecke mir die Träume wieder,
Die ich in der Kindheit träumte,
Wenn das Naß im Sande schäumte;
5 Wenn die matte Sommerschwüle
Läßig stritt mit frischer Kühle,
Und die blanken Blätter tauten
Und die Saaten dunkler blauten.
Welche Wonne, in dem Fließen
10 Dann zu stehn mit nackten Füßen!
An dem Grase hinzustreifen
Und den Schaum mit Händen greifen.
Oder mit den heißen Wangen
Kalte Tropfen aufzufangen,
15 Und den neu erwachten Düften
Seine Kinderbrust zu lüften!
Wie die Kelche, die da troffen,
Stand die Seele atmend offen,
Wie die Blumen, düftetrunken
20 In dem Himmelstau versunken.
Schauernd kühlte jeder Tropfen
Tief bis an des Herzens Klopfen,
Und der Schöpfung heilig Weben
Drang bis ins verborgne Leben. -
25 Walle, Regen, walle nieder,
Wecke meine alten Lieder,
Die wir in der Thüre sangen,
Wenn die Tropfen draußen klangen!
Möchte ihnen wieder lauschen,
30 Ihrem süßen, feuchten Rauschen,
Meine Seele sanft betauen
Mit dem frommen Kindergrauen.

Bibliographische Daten
Klaus Groth (1819-1899)
Regenlied
Walle, Regen, walle nieder, …
1893
Realismus
« Felix Dahn: König Manfreds Grab
» Albrecht von Haller: Trauer-Ode, beym Absterben seiner geliebten Mariane,* (Nov. 1736)
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