Ludwig Giesebrecht Gesang des Polus (1868)

  Wie still, wie einsam!
  aber meine Brust wird hier nicht stiller,
  als im lauten Lärm,
  der des Theaters weiten Raum durchbraust.
5 Auch hier nicht gottallein!

  Eine Welt des Widerspruches
  stell ich täglich dar,
  und des ungelösten Bruches
  lacht erfreut der Hörer Schar.

10 Ach sie wirft mit vollen Händen
  Gold und Ruhm dem Günstling zu;
  wollte, könnte sie ihm spenden
  eines wahren Lächelns Ruh!

  Nein, ich spiele nicht den Toren,
15 ich, ich bin es jederzeit,
  ich, dem Endlichen geboren,
  ringend nach Unendlichkeit.

  Zum Olymp emporgehoben,
  Ganymed ring ich zu sein,
20 und bin Sand, im Wind verstoben,
  über Haide und Gestein.

Neuen Kommentar hinzufügen

Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.