Ludwig Giesebrecht Gesang des Polus (1868)
Wie still, wie einsam!
aber meine Brust wird hier nicht stiller,
als im lauten Lärm,
der des Theaters weiten Raum durchbraust.
5 Auch hier nicht gottallein!
Eine Welt des Widerspruches
stell ich täglich dar,
und des ungelösten Bruches
lacht erfreut der Hörer Schar.
10 Ach sie wirft mit vollen Händen
Gold und Ruhm dem Günstling zu;
wollte, könnte sie ihm spenden
eines wahren Lächelns Ruh!
Nein, ich spiele nicht den Toren,
15 ich, ich bin es jederzeit,
ich, dem Endlichen geboren,
ringend nach Unendlichkeit.
Zum Olymp emporgehoben,
Ganymed ring ich zu sein,
20 und bin Sand, im Wind verstoben,
über Haide und Gestein.

Bibliographische Daten
Ludwig Giesebrecht (1792-1873)
Gesang des Polus
Wie still, wie einsam! …
1868
Spätromantik
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