Ludwig Jacobowski Don Juan

  I
  Was je die Lust am Busen hält
  An Jauchzen, Lieben, Fühlen, Hassen,
  Die ganze Wonne dieser Welt
5 Möcht einmal ich zusammenfassen.
  Und wär sie in ein Glas gepreßt
  Und schäumte auf wie Wein im Fasse,
  Ich hätt's getrunken bis zum Rest
  Und fragte nichts nach eurem Hasse.

10 Nicht Reue fühle ich noch Weh;
  Mag euer Leben bitter werden! -
  Und wenn ich lachend von euch geh,
  Laß ich die Sintflut euch auf Erden!

  II
15 Manchmal entläßt mich Satan seiner Hut,
  Dann lodert meiner Laune Drachenblut!
  Das Weiberpack formier ich zur Armee
  Und lache grausam ihrer holden Wut. -
  Mein ist die Lust, bis daß ich sage: "Geh!"

20 Und starr sie an und wäge unverwandt
  Die ganze Reize ihres Sündenfalls
  In meiner leicht emporgehob'nen Hand,
  Dem Henker gleich, der vor der Kön'gin stand
  Und freudig murmelte: "Welch schöner Hals!"

25 III
  Herrenliebe
  Ich bin die Magd und diene dir!
  So sprachst du oft in süßen Nächten.
  Komm her zu mir und zeige mir,
30 Ob auch die Händchen dienen möchten.
  Sonst spielten deine Finger bloß
  Mit Rosen und mit Armgeschmeide
  Und hielten träumerisch im Schoß
  Den Handschuh aus Bologner Seide.
35 Komm löse mir den Reiseschuh,
  Verstaubt die Spitze bis zum Hacken.
  Erschrickt die Magd? Was zögerst du?
  Nun beuge deinen stolzen Nacken.
  Doch wenn dein blaues Fürstenblut
40 Verächtlich schießt in Stirn und Wangen,
  So kehr zurück zu deiner Brut,
  Die einmal alle aufgehangen!" -
  Da ... vor mir knistert sacht ein Kleid,
  Ein Atmen aus gebücktem Mieder...
45 Und jäh blitzt meine Grausamkeit
  Auf ihren samtnen Nacken nieder!

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