Ludwig Tieck Trauer (1796)
Wie schnell verschwindet
So Licht als Glanz,
Der Morgen findet
Verwelkt den Kranz,
5 Der gestern glühte
In aller Pracht,
Denn er verblühte
In dunkler Nacht.
Es schwimmt die Welle
10 Des Lebens hin,
Und färbt sich helle,
Hat's nicht Gewinn;
Die Sonne neiget,
Die Röte flieht,
15 Der Schatten steiget
Und Dunkel zieht:
So schwimmt die Liebe
Zu Wüsten ab,
Ach! daß sie bliebe
20 Bis an das Grab!
Doch wir erwachen
Zu tiefer Qual;
Es bricht der Nachen,
Es löscht der Strahl,
25 Vom schönen Lande
Weit weggebracht
Zum öden Strande,
Wo um uns Nacht.

Bibliographische Daten
Ludwig Tieck (1773-1853)
Trauer
Wie schnell verschwindet …
1796
Frühromantik
Neuen Kommentar hinzufügen
Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.