Ludwig Tieck Trauer (1796)

     Wie schnell verschwindet
  So Licht als Glanz,
  Der Morgen findet
  Verwelkt den Kranz,

5    Der gestern glühte
  In aller Pracht,
  Denn er verblühte
  In dunkler Nacht.

     Es schwimmt die Welle
10 Des Lebens hin,
  Und färbt sich helle,
  Hat's nicht Gewinn;

     Die Sonne neiget,
  Die Röte flieht,
15 Der Schatten steiget
  Und Dunkel zieht:

     So schwimmt die Liebe
  Zu Wüsten ab,
  Ach! daß sie bliebe
20 Bis an das Grab!

     Doch wir erwachen
  Zu tiefer Qual;
  Es bricht der Nachen,
  Es löscht der Strahl,

25    Vom schönen Lande
  Weit weggebracht
  Zum öden Strande,
  Wo um uns Nacht.

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