Luise von Plönnies, née Leisler An das Meer

  Ich lieg' auf's neu' anbetend dir zu Füssen,
  du ewig schöne, wunderbare See.
  Aus tiefster Brust, lass' mich auf's neu' dich grüssen,
  du nur allen verstehst mein heimlich Weh!
5 Geheimnißworte will ich mit dir tauschen,
  lass durch mein Singen deine Wogen rauschen!

  Oh, ich verstehe dich, du Wandelbare,
  in deiner Wonne, deiner tiefen Qual,
  in deinem Frieden, wenn der blaue, klare
10 Himmel dich grüßt mit heil'gen Liebesstrahl!
  Am besten doch versteh' ich dein Erbeben,
  wenn sich im Sturm die Wogen brandend heben.

  So sah ich dich, o See, vor wenig Tagen.
  Wie kämpften da, wie flogen deine Wellen!
15 In jeder schien ein stürmisch Herz zu schlagen,
  in jeder eine Brust im Kampf zu schwellen,
  aus jeder stieg ein Ton der bangen Qual.
  So sangen schon Millionen den Choral.

  Doch jetzt wie schön in Reue hingegossen
20 liegst du, wie Magdalena, still und groß.
  Du hältst des Himmels heil'ges Bild umschlossen
  und Frieden sinkt herab in deinen Schoß!
  Und über all' dein Sündigen, dein Leiden
  will er den blauen Liebesmantel breiten.

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