Nikolaus Lenau Die drei Zigeuner (1832)

  Drei Zigeuner fand ich einmal
  Liegen an einer Weide,
  Als mein Fuhrwerk mit müder Qual
  Schlich durch sandige Heide.

5 Hielt der eine für sich allein
  In den Händen die Fiedel,
  Spielte, umglüht vom Abendschein,
  Sich ein feuriges Liedel.

  Hielt der zweite die Pfeif‘ im Mund,
10 Blickte nach seinem Rauche,
  Froh, als ob er vom Erdenrund
  Nichts zum Glücke mehr brauche.

  Und der dritte behaglich schlief,
  Und sein Cimbal am Baum hing,
15 Über die Saiten der Windhauch lief,
  Über sein Herz ein Traum ging.

  An den Kleidern trugen die Drei
  Löcher und bunte Flicken,
  Aber sie boten trotzig frei
20 Spott den Erdengeschicken.

  Dreifach haben sie mir gezeigt,
  Wenn das Leben uns nachtet,
  Wie man‘s verraucht, verschläft, vergeigt
  Und es dreimal verachtet.

25 Nach den Zigeunern lang noch schaun
  Mußt‘ ich im Weiterfahren,
  Nach den Gesichtern dunkelbraun,
  Den schwarzlockigen Haaren.

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  • Juventino1293

    Ich muss morgen dieses gedicht interpretieren doch ich weiss nicht was das Mentrum ist (jambus oder so) könnt ihr mir weiterhelfen ?