Rhingulf Eduard Wegener

Das Mädchen und der Schmetterling

  Lustwandelnd schritt ein Mädchen
  in kühlem Waldesgrund,
  und als sie dort sich bückte,
  zum Strauß sich Blumen pflückte,
5 da kam ein bunter Falter
  und küßte ihren Mund.

  Verzeih mir, sprach der Falter,
  verzeih mir mein Vergehn,
  ich wollte Honig nippen
10 und hatte deine Lippen,
  dein rotes Mündchen
  für Rosen angesehn."

  Da sprach zu ihm das Mädchen:
  Für diesmal, kleines Ding,
15 will ich dir gern vergeben;
  doch merke dir daneben:
  Nicht blühen diese Rosen
  für jeden Schmetterling."