Rudolph Baumbach

Herbst

  Wenn im Purpurschein
  Blinkt der wilde Wein
  Und am Bach die Weide steht bereift,
  Wenn die Zeitlos' blüht,
5 Wenn die Drossel zieht,
  Und ihr Scheidelied vom Schlehdorn pfeift,

  Wenn in Wald und Feld
  Laut der Bracke bellt
  Und das schlanke Reh verbluten muss,
10 Wenn die Haselmaus
  In ihr Winterhaus
  Schleppt die allerletzte Buchennuss!

  Dann ade, ihr Felder,
  Berge, Föhrenwälder,
15 Pfarrer, Förster, Schultheiss, Müller, Bäck.
  Hab' das Wandern satt,
  Ziehe nach der Stadt,
  Wo der Roland steht am Rathauseck!

  Blondes Gretelein,
20 Lass das Trauern sein,
  Mit den Schwalben komm' ich wieder her!
  Sollt' ich sterben eh'r,
  Weine nicht so sehr,
  Weil es schad' um deine Äuglein wär'!