Siegfried August Mahlmann Der Veilchenkranz

  Ich wand mir einst einen Veilchenkranz
  Bei Mondenschimmer und Sternenglanz,
  Die Drossel sang und die Nachtigall schlug,
  Laut klopfte das Herz, das im Busen ich trug.

5 Ach, dacht' ich, wenn der Morgen graut,
  Wird auch mein Kränzchen übertaut;
  Dann blühen die Veilchen noch einmal so schön,
  Und werden den Tag über Kühlung mir weh'n.

  Der Morgen graute, die Lerche schwang
10 Vom Saatgefilde sich auf und sang.
  Die Nachtigall schwieg, es fiel der Tau,
  Und schmückte mit Perlen die Blumenau.

  Es wogt' und wallte das Flammenmeer
  Der Morgenröte von Osten her.
15 Ich sah mein Kränzchen vom Strahl umglüht,
  Ich sah mein Kränzchen, es war verblüht.

  Da freute mich des Morgens Licht,
  Mich freute das Lied der Lerche nicht.
  Ich weint' und blickte mit trübem Sinn
20 Auf meine verwelkten Blumen hin.

  Ein Lüftchen wehte mir leise zu:
  Du armer Jüngling, was weinest du?
  Was blickst du auf's Kränzchen mit trübem Sinn?
  Was einmal verwelkt, ist auf ewig dahin!

25 »Auf ewig?« rief ich voll bitterm Schmerz,
  Und drückte die Blumen an's bange Herz.
  Lebt wohl dann! ihr duftet auf ewig nicht mehr.
  Das Kränzchen hieß Hoffnung; drum weint' ich so sehr.

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