Wilhelm Busch Hund und Katze (1875)

  Miezel, eine schlaue Katze,
  Molly, ein begabter Hund,
  Wohnhaft an demselben Platze,
  Haßten sich aus Herzensgrund.

5 Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
  Bei gesträubter Haarfrisur,
  Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
  Ist von Liebe keine Spur.

  Doch wenn Miezel in dem Baume,
10 Wo sie meistens hin entwich,
  Friedlich dasitzt wie im Traume,
  Dann ist Molly außer sich.

  Beide lebten in der Scheune,
  Die gefüllt mit frischem Heu.
15 Alle beide hatten Kleine,
  Molly zwei und Miezel drei.

  Einst zur Jagd ging Miezel wieder
  Auf das Feld. Da geht es bumm!
  Der Herr Förster schoß sie nieder.
20 Ihre Lebenszeit ist um.

  Oh, wie jämmerlich miauen
  Die drei Kinderchen daheim.
  Molly eilt, sie zu beschauen,
  Und ihr Herz geht aus dem Leim.

25 Und sie trägt sie kurz entschlossen
  Zu der eignen Lagerstatt,
  Wo sie nunmehr fünf Genossen
  An der Brust zu Gaste hat.

  Mensch mit traurigem Gesichte,
30 Sprich nicht nur von Leid und Streit,
  Selbst in Brehms Naturgeschichte
  Findet sich Barmherzigktit.

Weitere Gedichte von Wilhelm Busch

Neuen Kommentar hinzufügen

Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt, die Moderation der Kommentare liegt allein bei Lyrik123.de. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.