Wilhelm Jordan Nachtgesicht
Allabendlich vor Schlafen geh'n
Muß ich der Liebsten Bild besehn;
Dem sag'ich leise gute Nacht
Und frag'es: Hast du mein gedacht?
5 Und lösch' ich dann der Lampe Licht
So taucht dein holdes Angesicht
Hervor aus finsterm Hintergrund
Wie aus Gewölk des Mondes rund.
Da lächelst du so liebevoll
10 Und winkst mir, daß ich folgen soll;
Du reichst mir helfend deine Hand
Schlägst auch um mich ein Lichtgewand.
Wir halten innig uns umfaßt
Und schweben, frei der Erdenlast,
15 bis in ein Land von Sonnenschein
da bin ich dein, da bist du mein!
Doch ach! Dies Land ist nur ein wahn
Und wachend find'ich nie die Bahn.
Mein Glück hat nicht im Leben Raum,
20 es ist und bleibt ein schöner Traum!

Bibliographische Daten
Wilhelm Jordan (1819-1904)
Nachtgesicht
Allabendlich vor Schlafen geh'n …
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