Wilhelm Müller Erstarrung (1822)

  Ich such im Schnee vergebens
  Nach ihrer Tritte Spur,
  Hier, wo wir oft gewandelt
  Selbander durch die Flur.

5 Ich will den Boden küssen,
  Durchdringen Eis und Schnee
  Mit meinen heißen Tränen,
  Bis ich die Erde seh.

  Wo find ich eine Blüte,
10 Wo find ich grünes Gras?
  Die Blumen sind erstorben,
  Der Rasen sieht so blaß.

  Soll denn kein Angedenken
  Ich nehmen mit von hier?
15 Wenn meine Schmerzen schweigen,
  Wer sagt mir dann von ihr?

  Mein Herz ist wie erfroren,
  Kalt starrt ihr Bild darin:
  Schmilzt je das Herz mir wieder,
20 Fließt auch das Bild dahin.

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