Dichter

Wizlaw III. von Rügen

Der - und Spruchdichter (hier gleichgesetzt mit III. von ) hat mittelhochdeutsche Verse verfasst, von denen heute eine vielseitige Sammlung erhalten ist.

Wizlaw III. (* 1265 oder 1268; † 8. November 1325) war der letzte slawische von Rügen. Er ist wahrscheinlich identisch mit dem Wizlaw aus der .

In die Regierungszeit Wizlaws, Fürst von Rügen fiel in die Zeit des Markgrafenkriegs, in dem es um die Vorherrschaft im Ostseeraum ging. Der Konflikt entbrannte zwischen seinem Lehnsherrn Erik VI. von Dänemark (Erik Menved), Markgraf Waldemar von Brandenburg und den reichen Handelsstädten an der Ostsee.

Vom Sänger Wizlaw sind 14 Lieder und 13 Sprüche überliefert, die als Nachtrag in der Jenaer Liederhandschrift enthalten sind. Sein Werk ist erstaunlich vielseitig: Sangsprüche zu moralischen Fragen, Minnelieder im Sinne der alten Meister, geistliche Gesänge, ein Rätsel, ein Tagelied, ein Lobspruch und immer wieder auch deutliche erotische Anspielungen. Auch musikalisch war Wizlaw sehr experimentierfreudig: Man findet hochkomplexe melismatische Melodien, eine Komposition in reiner Pentatonik, aber auch zupackende Gassenhauer und sogar orientalische Anklänge. Sein bekanntestes Lied ist das Herbstlied “Loibere risen”, das sich auch heute noch im Repertoire vieler Mittelaltergruppen findet und sogar von Angelo Branduardi interpretiert wurde.

Gedichtet hat er mehr Lieder als überliefert sind, da in der Jenaer Liederhandschrift nachweislich drei Blätter fehlen. Deshalb ist auch die Autorschaft des ersten Sangspruchs “Ich wil singen in der niuwen wîse ein liet” unklar – früher wurde er Friedrich von Sonnenburg zugeschrieben, dessen Oeuvre im Kodex direkt vorangeht; er könnte jedoch auch zum Wizlawkorpus gehören. Die Zuordnung eines Autornamen zu den Texten konnte nur erfolgen, da ein Wizlaw sich in drei verschiedenen Liedern selbst nennt. Drei der Lieder sind infolge der abhandengekommenen Seiten nur unvollständig erhalten. Sämtliche Minnelieder und Sprüche enthalten auch die Melodien in Quadratnotation, mehrere Sprüche werden (wie bei Sangspruchdichtern üblich) in derselben Melodie („im selben Ton“) gesungen.

Zwei Fürstenpreisstrophen, eine von Frauenlob und eine von dem Goldener, rühmen den Rügenfürsten. Einige Wissenschaftler (Seibicke, Wallner, Wachinger) vertreten die Meinung, dass Wizlaw, Fürst von Rügen, nicht der Minnesänger Wizlaw gewesen sei. Andere Literatur- und Musikwissenschaftler, sehen jedoch eine Identität beider Personen.